Ergonomie am Arbeitsplatz

Artikel | Bulletin 2020-03

Was heisst Ergonomie? Unter dem Ausdruck «Ergonomie» ist die Wissenschaft
der menschlichen Arbeit zu verstehen. Der Begriff selbst stammt aus der grie-
chischen Sprache und setzt sich aus den Wörtern «ergon» (Arbeit) und «nomos»
(Gesetz/Regel) zusammen. Ziel der Ergonomie ist es, die Arbeitsbedingungen an
den Menschen anzupassen, um so einerseits eine gute Arbeitsatmosphäre zu
schaffen und andererseits die gesundheitliche Belastung zu reduzieren.

Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz

Die Anzahl von Bildschirmarbeitsplätzen hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Statistiken zu Folge sind zum heutigen Zeitpunkt zwei von drei Arbeitnehmenden zwischen 25 und 54 Jahren an einem Bildschirmarbeitsplatz tätig. Tendenz steigend. Der Wandel weg von körperlicher Arbeit hin zu einer primär sitzenden Tätigkeit belastet den menschlichen Körper einseitig und begünstigt Erkrankungen der Muskulatur, des Skeletts sowie der Augen. Es sind die tagtäglich wiederkehrenden kleinen Muskelanspannungen, die den Körper bei der Ausführung von Büroarbeiten wie erwähnt belasten. Leider werden diese aber oft unterschätzt und ihnen entsprechend zu wenig Beachtung geschenkt.

Ein ergonomischer Arbeitsplatz beugt körperlichen Beschwerden, wie Rückenschmerzen vor.

Um körperlichen Beschwerden entgegenzuwirken und gleichzeitig die Motivation der Angestellten zu fördern, sollten die Arbeitsbedingungen ergonomischen Kriterien entsprechen. Bei uns in der Schweiz ist im Artikel 23 der Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz festgehalten, dass der Arbeitgeber dafür zu sorgen hat, dass Arbeitsplätze nach ergonomischen Gesichtspunkten gestaltet und eingerichtet werden. Das heisst nicht zwangsläufig, dass in neue, teure Einrichtungen investiert werden muss. Oft reicht es, das bestehende Mobiliar richtig einzustellen und anzuwenden, um die Ergonomie am Arbeitsplatz zu verbessern. Nachfolgend haben wir einige Tipps zusammengetragen, die dabei helfen sollen, den Bildschirmarbeitsplatz zu optimieren und das Wohlbefinden des Benutzers zu steigern.

Stühl- und Tischhöhe

Nachdem Sie sich auf Ihrem Stuhl in aufrechter Haltung ganz nach hinten gesetzt haben, beachten
Sie folgendes:

  • Stuhl- und Tischhöhe müssen so eingestellt sein, dass bei entspannten und nicht angehobenen Schultern Ihre Unterarme im rechten Winkel zum Oberarm locker auf der Tischfläche aufliegen.
  • Ober- und Unterschenkel sollten einen Winkel von mindestens 90 Grad bilden. Zudem sollte, wenn Sie ganz hinten auf Ihrem Stuhl sitzen, zwischen Stuhlkante und Kniekehle ungefähr zwei Finger breit Raum bleiben.
  • Ihre Füsse müssen Sie flach auf den Boden stellen können (ist das unter Berücksichtigung der folgenden Aspekte nicht möglich, verschafft Ihnen eine Fussstütze Abhilfe).

Einstellung Des Stuhls

Prüfen Sie, ob Ihr Bürostuhl korrekt eingestellt ist.

Die Stuhllehne sollte in der Höhe so eingestellt werden, dass die Ausbuchtung bei einer aufrechten Haltung eine stützende Haltung auf Ihr Kreuz ausübt.

Eine bewegliche Rückenlehne ermöglicht Ihnen dynamisches Sitzen. Dabei sollte deren Federkraft Ihrem Körpergewicht angepasst werden, so dass Sie sich ohne Kraftaufwand nach hinten lehnen können. Wechseln Sie öfters Ihre Sitzhaltung: mal aufrecht, mal vorgeneigt, mal zurückgelehnt.

Stellen Sie die Sitzfläche so ein, dass Sie mit dem Rücken leicht gegen die Stuhllehne drücken. Wie im Abschnitt «Stuhl-/Tischhöhe» bereits erwähnt, sollte dabei zwischen der Sitzfläche und Ihrer Kniekehle ein kleiner Abstand von ungefähr zwei Fingern bestehen.

Verfügt Ihr Bürostuhl über Armstützen, sollten diese so eingestellt werden, dass Ihre Unterarme bei aufrechter Haltung locker und ohne hochgezogenen Schultern darauf aufliegen.

Position von Arbeitstisch und Bildschirm

Eine korrekte Sicht auf den Bildschirm ist wichtig.

Um Störungen durch das Tageslicht zu vermeiden, sollten Tisch und Bildschirm so positioniert werden, dass Sie ein mögliches vorhandenes Fenster weder vor noch hinter sich haben. Das heisst, dass darauf zu achten ist, dass das Licht von der Seite einfällt (Bildschirm in einem Winkel von 90 Grad zum Fenster). Ist Ihr Blick während der Arbeit vor dem Bildschirm auf ein Fenster gerichtet, bedeutet dies zu grosse Helligkeitskontraste zwischen Fenster und Bildschirm – auch wenn die Sonne nicht unmittelbar hineinscheint. Dies führt zu einer starken Beanspruchung der Augenmuskulatur. Aber auch Fenster (oder glatte, glänzende Oberflächen) hinter sich sind nicht optimal. Dadurch entstehen auf dem Bildschirm Reflexionen, was dazu führt, dass der Kontrast zu schwach wird. Beide geschilderten Situationen können Augenbrennen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen hervorrufen.

Arbeiten Sie aber auch nicht mit heruntergelassenen Storen. Eine Alternative dazu bieten beispielsweise Rollos, die sich vom unteren Fensterrahmen nach oben ziehen lassen oder Lamellenvorhänge mit vertikalen Streifen.

Damit Kopf und/oder Oberkörper beim Arbeiten nicht permanent abgedreht werden müssen, sollten Sie Ihren Bildschirm gerade vor sich stellen. Dabei ist eine Sehdistanz von 70 bis 90 cm einzustellen. Wenn Sie kleine Schriften nicht mehr ohne Anstrengung lesen können, vergrössern Sie die Darstellung auf dem Bildschirm mit der Zoom-Funktion. Achten Sie darauf, dass die Bildschirmoberkante ca. 10 cm (eine Handbreite) unter Augenhöhe liegt.

Benutzen Sie zwei Bildschirme, arbeiten aber hauptsächlich nur mit einem davon, platzieren Sie den Hauptbildschirm zentral vor sich und den Zusatzbildschirm seitlich davon in derselben Sehdistanz. Wenn Sie beide Bildschirme in gleichem Mass verwenden (z.B. wenn Sie Fenster nach Bedarf auf den einen oder anderen Bildschirm schieben), ist eine symmetrische Anordnung von Vorteil.

PLATZIERUNG VON TASTATUR,
MAUS UND DOKUMENTEN

Die Tastatur sollte flach auf dem Tisch und parallel zur Tischkante liegen. Achten Sie darauf, dass sie in einem Abstand von mindestens 10 cm von der Tischkante platziert ist, so dass Sie Ihre Handballen und Unterarme locker abstützen können.

Die Maus ist so zu positionieren, dass sie sich unmittelbar neben der Tastatur befindet. Damit vermeiden Sie eine Abspreizung der Schulter. Um Ihr Handgelenk zu schonen, sollten Sie die Mausbewegung mit dem Unterarm ausführen und die Maus dabei locker halten. Achten Sie zusätzlich darauf, häufiges Doppelklicken zu vermeiden.

Arbeiten Sie mit Papierdokumenten, legen Sie diese zwischen Tastatur und Bildschirm, idealerweise auf eine geneigte Dokumentenauflage (hintere Höhe ca. 7 cm). Dabei sollten Tastatur, Dokumente und Bildschirm auf einer Achse liegen.

In Bewegung bleiben

Im Grunde genommen stellt die Arbeit am Bildschirm keine allzu hohe Belastung für die Gesundheit dar. Allerdings können aufgrund der langen Zeitdauer, die Mitarbeitende an Bildschirmarbeitsplätzen verbringen, dennoch Beschwerden entstehen. Und da es keine «richtige» Arbeitshaltung gibt, die Sie einen ganzen Tag lang problemlos einnehmen können, ist es wichtig, für Abwechslung zu sorgen. Nachfolgend einige Beispiele, die etwas Auflockerung bringen:

  • gewisse Tätigkeiten im Stehen erledigen (z.B. telefonieren, Akten lesen…)
  • sich so einrichten, dass Sie aufstehen müssen, um beispielsweise Dokumente aus dem Drucker oder ein Glas Wasser zu holen
  • so oft wie möglich die Position wechseln (z.B. die Rückenlehne des Bürostuhls freischalten)
  • bewusst Kurzpausen einplanen, um sich mit Dehn- und Entspannungsübungen sowohl mental als auch körperlich zu regenerieren (der Erholungswert bei kurzen Pausen in kurzen Abständen ist grösser als bei grossen Pausen in längeren Abständen)
  • gezielt den Bewegungsraum nutzen

Zurück zur Übersicht >